Actie über 100 Thaler Preussisch Courant
Berlin, 2. Juni 1845
Schätzpreis (laut SUPPES-Katalog): 25.000,- Euro
Gründeraktie, Auflage 191 (R 10).
Herrlich illustriert von Theodor Hosemann mit vielen Tier- und Gebäudeabbildungen in der Umrandung. Der Maler und Graphiker Hosemann (1807-1875) war seit 1860 Mitglied der Akademie der Künste. Neun gedruckte Unterschriften, u.a. Lichtenstein und Lenné.
Die Eröffnung des Zoos fand am 1. August 1844 statt. Er war damit der erste öffentliche Zoo in Deutschland und der neunte in Europa und gleichzeitig mit 220.000 Quadratmetern der weltweit größte Tiergarten.
Erwachsene zahlten fünf Silbergroschen für den Eintritt, Kinder die Hälfte. Nun machte man sich Gedanken darüber, wie man den Verein dauerhaft finanzieren könne. Ein neues Komitee erarbeitete daraufhin Pläne aus, den Verein zukünftig als Aktiengesellschaft zu führen. Die königliche Bestätigung erfolgte durch Kabinettsorder am 7. Mai 1845.
Die Gesellschaft wurde als „Actien-Verein des Zoologischen Gartens bei Berlin“ eingetragen. Die Vorstandsmitglieder, darunter der Geheime Oberregierungsrat Dr. Kortüm, Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. Lichtenstein und der Königliche Gartendirektor Lenné, übten ihre Tätigkeit ehrenamtlich aus.
Eine Aktiengesellschaft ist er auch heute noch. Mit Ausnahme einer einzigen Aktie, die das Land Berlin besaß, befanden sich die übrigen 3.999 breit gestreut in Privatbesitz. In den 1850er Jahren erfolgte eine umfangreiche Erweiterung des Tierbestandes um fast das Dreifache durch Eigenankäufe, aber auch durch Geschenke. Bisher konnten die laufenden Kosten nur durch königliche Zuschüsse gedeckt werden, doch im Jahr 1857 erwirtschaftete die Gesellschaft durch den wirtschaftlichen Aufschwung und damit einer hohen Besucherzahl erstmalig einen Überschuß von 3.117 Thalern.
Lichtenstein erlebte diesen Aufschwung nicht mehr, er starb am 3. September 1857 an einem Schlaganfall. Als Nachfolger wurde der Professor für Zoologie an der Berliner Universität Dr. Wilhelm Carl Hartwig Peters ernannt. Trotz der erfolgreichen Bewirtschaftung hatte der Zoo ein großes Problem: Durch die kalten Wintertage ging der Tierbestand drastisch zurück. Auch der kühlen, schattenreichen Lage des Parks schrieb man die hohe Tiersterblichkeit zu. Der Vorstand beschloß, den Tiergarten entsprechend umzugestalten.
Am 1. Oktober 1869 übernahm Dr. med. Heinrich Bodinus, ehemaliger Direktor des Zoologischen Gartens in Köln, die Leitung des Zoos als hauptamtlich wissenschaftlicher Direktor. Eine weitere Optimierung der Anlagen, wie z.B. Auslichtungen, Entwässerungen sowie die Verlegung von Tierhäusern erforderte beträchtliche Geldmittel. In einer außerordentlichen Generalversammlung beschloß man eine Erhöhung des Aktienkapitals auf 100.000 Thaler (durch Ausgabe von 1.000 Aktien à 100 Thaler) und eine Umbenennung in „Actien-Verein des Zoologischen Gartens zu Berlin“.
1870, als man feststellte, daß auch diese Mittel nicht ausreichten, wurde noch eine Anleihe in Höhe von 250.000 Talern beschlossen. Es ist der Verdienst von Dr. Bodinus, den Tiergarten auf Weltniveau gebracht zu haben. Er starb nach 15jähriger Tätigkeit im Jahr 1884.
Zeitsprung: Nachdem 1911-13 das Aquarium gebaut wurde, konnten die Aktionäre durch Zuzahlung auf die Aktie auch für das Aquarium das Recht auf freien Eintritt erwerben. (Deshalb wird die Berliner Börsennotiz noch heute unterschieden nach „mit“ und „ohne“ Aquarium!)
Bis zum 1. Weltkrieg wuchs der Bestand auf 3.788 Säugetiere und Vögel sowie 750 Tiere im Aquarium. 1943-44 wurden die historischen Tierhäuser bei Bombenangriffen völlig zerstört. Nur 91 der nicht evakuierten Tiere überlebten den Krieg, darunter der Elefantenbulle “Siam”, die Schimpansin “Susi”, ein Löwenpärchen und zwei Braunbären und das bei den Berlinern bekannte und beliebte Flusspferd “Knautschke”. Das Leben des Bullen nahm erst 1988 ein tragisches Ende. Knautschke ging an den Folgen eines gebrochenen Unterkiefers zugrunde. Die Verletzungen hatte ihm sein im vergangenen Jahr gestorbener Sohn “Nante” während eines Revierkampfes zugefügt. Knautschkes Ruhm wurde sprichwörtlich: “Der ist bekannt wie Knautschke” lautete nach dem Zweiten Weltkrieg eine beliebte Redewendung.
Obwohl auch von den evakuierten Tieren nur ein einziges, nämlich die Giraffe Rieke zurückkehrte, wurde der Zoologische Garten mit Hilfe der Bevölkerung schon im Juli 1945 wieder eröffnet. Leerstehende Freigehege und Rasenflächen wurden dabei zum Anbau von Kartoffeln und Rüben als Futterpflanzen genutzt.
Unter Professor Klös, der 35 Jahre lang ab 1956 Direktor des Zoos war, wurden viele historische Tierhäuser original wiederhergestellt. Bei seiner Pensionierung 1991 hatte der Zoo mit über 15.000 Tieren in 1.552 Arten seine frühere Weltgeltung wiedererlangt. Mit der Aufzucht des Eisbären „Knut“ stand der Tierkpark deutschlandweit für eine Zeitlang im Fokus des öffentlichen Interesses.
Die Aktien des Berliner Zoos (unterteilt in „mit“ und „ohne“ Aquarium) sind neben dem Münchener Tierpark Hellabrunn die einzigen in Deutschland heute noch börsennotierten Zoo-Aktien.
Eine große Rarität, seit Jahren nur 4 Exemplare bekannt.
Gehe zur Beschreibung: Actien-Verein des zoologischen Gartens zu Berlin, Aktie von 1871
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