Berry Air-Ship Holding Company

Berry Air-Ship Holding Company, historische Aktie von 1923. Clarence C. Berry konstruierte ein wirklich kurioses Luftgefährt. Auf den ersten Blick mochte man es eher für ein Eisenbahnsignal halten, und es ist ungewiß, ob sich der Mechanismus über ein paar Hüpfer hinaus jemals auch nur einen Inch vom Boden abhob. Trotzdem schaffte es Berry zwei Jahrzehnte lang gutgläubigen Anlegern das Geld für seine Luftschlösser aus der Tasche zu ziehen!

Aktie über 300 Shares à 1 $
State of Nevada, 5. August 1923

Schätzpreis: 1.000 Euro

Vignette mit Gott Merkur auf großem Flügelrad in den Lüften. Als Präsident unterschrieb die Aktie eigenhändig der Erfinder und Firmengründer Clarence C. Berry aus Valley Park, Missouri.

Die Berry Air-Ship Holding Company wurde gegründet 1922 mit juristischem Sitz in Nevada.

Bereits 1904 erhielt Clarence C. Berry das Patent für sein Luftschiff (Patent-Nr. US1343428).

Er konstruierte in Kalifornien ein wirklich kurioses Luftgefährt. Auf den ersten Blick mochte man es eher für ein Eisenbahnsignal halten, und es ist ungewiß, ob sich der Mechanismus über ein paar Hüpfer hinaus jemals auch nur einen Inch vom Boden abhob.

Der Luftreisende saß dabei in einem Korb, in dessen Mitte ein Mast verankert war, der in der Mitte zwei vertikale Flügelarme (für den Auftrieb) und oben zwei horizontale Propeller (für den Vortrieb) besaß. Angetrieben wurde der Apparatismus durch einen auf dem Korbboden stehenden Motor, die Steuerung bediente der auf dem Korbrand sitzende Reisende durch Hebel am Masten.

Dieses exakte Wissen verdanken wir der Tatsache, daß Berry in seinem Luftgefährt abgelichtet wurde, als er es 1903 auf der Louisina Purchase Exposition präsentierte. Die Ausstellung war damals auch ein Fanal grenzenloser und unkritischer Fortschrittsgläubigkeit.

Eine hochinteressante, generelle Betrachtung zur Finanzierung von Unternehmen wie Berry Air-Ship Holding Company enthält der Bericht der kalifornischen Finanzaufsichtsbehörde von 1916. Er befaßt sich mit dem Investment Companies Act, auch “Blue Sky Law” genannt, der eine Regulierung von in Kalifornien bestehenden Unternehmen vorsah und erste Anlegerschutzvorschriften enthielt.

Nach Inkrafttreten des Gesetzes waren viele Unternehmen, so auch Berry’s Air-Ship, in das praktisch regulierungsfreie Nevada ausgewichen. In sehr plastischer Sprache nennt der Bericht als Beispiele: “Sisson’s Tauchglocke, um Schätze aus großer Tiefe zu bergen und Geld aus den Taschen der Unwissenden”, oder “Berry’s Airship, das in mildere Lüfte (eben nach Nevada) zog, wo die Leute ihr Geld in reinen Luftunternehmungen los wurden”, oder “schienen- und wagenlosen Einschienenbahnen, hastig konstruiert von fruchtbaren Gehirnen nach intensivem Studium eines 5 cm langen Beitrages in einem Wissenschaftsmagazin”, oder “Goldherstellungsmaschinen, die Gold schluckten anstatt es auszuspucken”.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Unternehmen des ehemaligen Neuen Marktes wären übrigens rein zufällig. Wir sehen nur durch die Brille der Finanzgeschichte, daß auch das kein neues, sondern ein schon uraltes Problem ist.

Berry schaffte es immerhin zwei Jahrzehnte lang, gutgläubigen Anlegern das Geld für seine Luftschlösser aus der Tasche zu ziehen. Auch da hat er heute Nachfolger!

Seit 2 Jahrzehnten nur das eine Stück ist bekannt!

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